Montag, 21.5.2001 voriger Tag | nächster Tag

Ebnefluh ("Äbeni Flue"), 3962 m

Um 5,30 Uhr zählen wir schon zu den Spät-Frühstückern. Aufbruch um 6,45 Uhr. Stefan und Jörg gehen nur mit leichtem Gepäck und kommen auf jeden Fall wieder hierher zurück. Wie gestern Nachmittag steigen wir auf das große Firnplateu an, wo auch schon Flugzeuge gelandet sind. Es geht immer geradeaus. Es ist etwas dunstig, im Westen und Osten hat es Wolkenfelder. Conne kehrt um, ihm macht heute noch die Höhe zu schaffen. Durch eine große Mulde steigen wir auf den Gipfelkamm und gegen einen kalten Wind, bis zum geräumigen höchsten Punkt.

 

Der Blick geht nach Norden tief hinab ins Tal, gegenüber die Jungfrau, auf der anderen Seite das Aletschhorn. Etwas unterhalb hinter der Wechte haben Wulf und Uli schon einen Rastplatz geschaufelt, wo es auszuhalten ist. Den folgenden Hang wollten wir hinunter, um über den steilen Gletscherhornfirn zum Konkordiaplatz abzufahren. Nach wenigen Metern wölbt sich der Steilhang nicht sichtbar weg. Uli und Wulf fahren bis dahin – keine Chance mit Ski! Eine Abseilaktion (mit der ich durchaus gerechnet hatte) wollen sie nicht anfangen und kämpfen sich wieder hinauf zum Grat. Die Abfahrt auf der Aufstiegsroute ist leider oben ein einziger Kampf mit dem Bruchharsch. Im Schuss geht es dann über die Ebene, schließlich werden wir noch mit etwas Firn bis zur Hütte belohnt. Nach einer Pause brechen wir wieder auf – doch Jörg fehlt ein Ski! Offenbar hat er ihn nicht fest genug in den Schnee gesteckt, so dass er vorbei an der Hütte in ein Couloir gerutscht und auf den Langgletscher hinab gefallen ist. Die Rettung ist eine Aufgabe für Wulf, den wir gerade noch davon abhalten können, eben dieses Couloir (das von unten gut zu erreichen ist) wieder hinauf zu steigen. Um 12,50 Uhr geht’s gemeinsam weiter, in einer langen Schrägfahrt entlang der Spur, in der viele verschwitzte Gestalten aufsteigen. Über 7 km beträgt die Distanz zur Konkordiahütte! Wie im Film ziehen während der Fahrt die Bergkulissen des Kranzberges vorbei. Dann geht es eben über den Konkordiaplatz, die gewaltigste Eisfläche der Alpen, hier unglaubliche 800 m dick.

Nochmals rasten wir am Fuß der Eisentreppen, die in 407 Stufen (Birgit zählt 398, der Rest liegt unter Schnee) den Schlussanstieg zu den Konkordiahütten (2850 m) bilden. Steil aber stabil führen sie vorbei an einzelnen roten Blütenpostern empor. Tafeln zeigen die Gletscherstände vergangener Jahre an: seit 1965 ist mehr abgeschmolzen als in der ganzen Zeit von 1877 bis 1965! Zuletzt durch Schnee auf die geräumige Terrasse der Hütte. Es ist ca. 14,30 Uhr. Vespern, ausspannen, waschen (es gibt im Toilettenhaus einen Tröpfelhahn, gespeist von der Zisterne). Birgit, Wulf und Uli testen die Klettermöglichkeiten. Allerdings ist nur der nächste kleine Felsen schneefrei erreichbar. Zum Abendessen erwarten uns – Pellkartoffeln, Bohnen, Kassler... die "Berner Platte", so erfahren wir, ist hier das Nationalgericht. We are not amused.

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