Der Tödi (3614m) ist
der höchste Berg der Glarner Alpen in der Schweiz, gelegen auf der
Grenze
zwischen den Kantonen Glarus und Graubünden. Ein gewaltiger Klotz aus
Fels und
Eis – und einer der Berge, die heutzutage leichter und häufiger mit Ski
bestiegen werden. Die übliche Route aus dem Linthtal startet dabei auf
gerade
einmal 805m Seehöhe. Die Fridolinshütten auf 2111m teilen das
Unternehmen in
zwei akzeptable Tage. Dies sei "die anspruchsvollste Skihochtour der
Glarner Alpen und wird zu den eindrücklichsten der Alpen gezählt"
schwärmt
der sonst so nüchterne SAC-Führer. Wann ist nun die
beste Zeit für die Tour, wenn man oben gute Verhältnisse vorfinden aber
unten
die Ski nicht zu lange tragen will? Anfang April! - hat mehrjähriges
Studium
der entsprechenden Berichte auf www.basislager.ch ergeben! So haben wir
es
deshalb für eine Ausfahrt (Idee und Organisation: Volker Knappstein)
unserer
Tourengruppe geplant. Wetterglück stellt sich auch ein und wir können
in
Tierfed im hintersten Linthtal, das um diese Jahreszeit noch im
ständigen
Schatten liegt, tatsächlich gleich mit den Ski an den Füßen starten.
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Schon der Hüttenaufstieg hat es
in sich
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Zwischen himmelhohen
Wänden tief eingeschnitten führt ein Forstweg durch den Wald und über
die
historische Pantenbrücke, welche die Linthschlucht überspannt. Die
derzeitige
Brücke hat man 1901 einfach über die alte Brücke von 1457 drüber
gebaut! Der
Tunnel vor der Brücke ist noch mit Schnee versperrt und muss deshalb zu
Fuß
umgangen werden. Als sich der Wald lichtet, fühlt man sich fast
erdrückt von den
links und rechts über Tausend Meter aufragenden Wänden von Gemsistock
(2429m)
und Selbsanft (2905m). Bei der Alpe Hinter Sand (1300m) im Talschluss
haben wir
bereits eine Menge Strecke hinein ins Gebirg zurück gelegt. 800m
Hüttenaufstieg
stehen aber noch aus. Zunächst geht es ruppig über einen mit Latschen
bewachsenen Steilhang hinauf ins Hochtal des Bifertenbachs, wo man sich
entscheiden muss: die sichere Route zur Hütte verfolgt das Tal weiter
und
erreicht sie in einem großen Bogen über den Gletscher. Die Direktroute
entlang
des Sommerwegs ist ein ostseitig ausgerichteter Steilhang, welcher im
Frühjahr
schon am späten Vormittag die Gefahr von Nassschneerutschen birgt.
Unser Tag
ist zwar ein schöner, aber zum Glück auch ein kühler, deshalb können
wir diese
Route wagen. Nach 300 Hm nimmt uns ein Tälchen auf und nur noch sanfte
Hänge
sind zu den Fridolinshütten (2111m) zu queren, gelegen auf einer alten
Seitenmoräne des Bifertengletschers.
Dort ist am
Wochenende natürlich Hochbetrieb. Doch Hüttenwartin Gabi Aschwanden (zur Erinnerung: was
beim DAV der Hüttenwirt
ist, ist
beim SAC der Hüttenwart)
mit
ihrem Team hat den Laden voll im Griff, stellt die Versorgung mit
Kuchen
sicher, hat für jeden ein nettes Wort und dazu noch für den
vergesslichen
Schreiber dieser Zeilen zwei Harscheisen, ohne welche dieser am
nächsten Tag
ganz alt ausgesehen hätte.
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Ein Museums-Biwak
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Die beiden
Gletscherbrüche, durch welche die morgige Route führt, lassen sich von
der Hütte
aus gut studieren. Etwas verloren steht 300m oberhalb die kleine
Grünhornhütte
(2448m). 1863 erbaut war sie die erste SAC-Hütte überhaupt. Wegen der
Abschmelzung des Gletschers ist die Hütte heute weitgehend nutzlos, wer
will
kann aber in dieser musealen Biwakschachtel übernachten. Allerdings ist
sie im
Winter nicht zugänglich.
Da haben wir es in
der warmen Stube trotz dem wegen der proppenvollen Hütte nötigen
Schichtbetrieb
beim Abendessen gemütlicher. Zum Abend hin erhebt sich ein mächtiger
Föhnsturm,
der uns um die morgige Tour fürchten lässt. Bis in die Nacht rüttelt er
an der
Hütte, doch zur "Tagwache" zur echten "Westalpenzeit" um
4,30 Uhr hat er sich zum Glück gelegt. |
Mit Ski durch die Brüche
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Leicht fallend bewegt
sich gegen halb Sechs eine lange Reihe von "Glühwürmchen" auf den
hier flachen Gletscher. Dort tut man gut daran das Seil anzulegen, denn
im
Zickzack verläuft die Spur durch Spalten und Klippen des unteren und
nach einer
"Verschnaufpause" des noch wilderen oberen Gletscherbruchs. Respekt
vor dem Bergführer, der hier die erste Spur gelegt hat! Blau glänzt das
Eis,
doch noch reicht die Schneeauflage aus um fast durchgehend mit
angeschnallten
Ski durchzukommen. Unterdessen ist es hell geworden, die Bergspitzen
ringsum
leuchten rosa und oberhalb der Brüche, als die Hänge nun sanft werden,
erreichen auch uns die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Besondere
Schwierigkeit
lauern nun nicht mehr – an Bifertenstock (3420m) und Piz Urlaun (3359m)
gegenüber, kann man den Höhengewinn messen. Schließlich liegen sie weit
unter
uns. Über den "Fisetengrat" geht es vom höchsten Gletschersattel noch
kurz nach links zum Piz Russein (3614m), dem höchsten Punkt (Zum Berg
Tödi
gehören auch noch der nahe Glarner Tödi, 3586m, sowie der Sandgipfel,
3390m).
Stünden nicht schon so viele Leute oben, könnte man den Gipfel bis zum
Kreuz
mit Ski besteigen… |
Die Schweiz von oben
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Wegen seiner frei
stehenden Lage zählt der Tödi zu den besten Aussichtsbergen der Alpen.
Tatsächlich reichen die Blicke weit über die Schweiz hinaus. Als
Eckpunkte
können wir den Mont Blanc, den Ortler und die Ötztaler Wildspitze
ausmachen. Irgendwann
wird es aber bei -10° C auch auf dem schönsten Gipfel kalt. In nicht
optimalem,
aber gut fahrbarem Schnee verläuft die Abfahrt zunächst unbeschwert.
Dann folgen
wir Spuren und einer Gruppe zur "Schneerus" genannten Rinne, mit
welchem der heikle obere Gletscherbruch umfahren werden kann. Dort ist
der
Schnee allerdings sehr hart. Das 300m hohe Couloir ist im unteren
Bereich eng
und bis über 40° steil. Unter freundlicher Mitwirkung des Führers der
anderen
Gruppe aus dem Badischen verbinden wir unsere drei Seile zum einem
langen
Fixseil, an dem alle gesichert den Gletscherboden erreichen können. Der
untere
Gletscherbruch lässt sich mit der nötigen Vorsicht abfahrend
bewältigen.
Während die übrigen in der Sonne bei einem Vesper in der Sonne
ausrasten
können, muss einer nochmals zur Hütte queren, um die geliehenen
Harscheisen
zurück zu geben... Im besten Firn haben wir in den Hängen unterhalb des
Gletschers noch eine gute Abfahrt und auch das lange Tal auswärts nach
Tierfed
laufen die Ski noch einwandfrei. Wenig später werden die Alpinisten
hier
stundenlang ihre Bretter tragen müssen… Nach 2km Straße lädt die
sonnige
Terrasse einer Gartenwirtschaft ein, die Tour auf den höchsten Glarner
nochmals
Revue passieren zu lassen.
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