Das Großarltal im
Bezirk Pongau des Salzburger Landes ist noch ein stilles Tal geblieben.
Es ist
das östliche Nachbartal des ungleich bekannteren Gasteiner Tals. Im
Sommer hat
es sich als "Tal der Almen" einen Namen gemacht, weil es hier noch so
viele bewirtschaftete Almen gibt wie im Ötztal AV-Hütten. Wir aber
wollen mit
einer Ausfahrt unserer Tourengruppe die Skitourenmöglichkeiten testen.
Pistenskilauf gibt es nur im Hauptort Großarl, der mit Dorfgastein im
Nachbartal durch eine Skischaukel verbunden ist. Ansonsten ist das
ganze Tal
"liftfrei" und weiter talein beginnt hinter Hüttschlag – der zweiten
Gemeinde - bereits der Nationalpark Hohe Tauern.
Ein nebliger Tag und
frisch gefallener Neuschnee begrüßt uns nach der Anreise. Voller
Tatendrang
starten wir direkt von unserem Quartier im vorderen Teil des Tales,
verzetteln
uns aber auf den Forststraßen und steigen etwas ungeplant zur Saukaram
(1820m),
die bewirtschaftet ist, weil der Forstweg als Rodelbahn dient. Im
Bereich der Waldstufe
bei noch geringer Schneelage ist der Schlitten das bessere
Fortbewegungsmittel,
merken wir bald.
Die Ausgangspunkte
der üblichen Skitouren liegen etwas verstreut und erfordern eine
Anfahrt mit
Privat-Pkw – und zur Winterzeit meist den Gebrauch von Schneeketten.
Filzmooshörndl
–
die Paradetour
So halten wir es am
nächsten Morgen und starten im Talschluss des Ellmautals, des größten
Seitentales, welches ab Großarl nach Osten in die Radstädter Tauern
leitet. Die
Sonne glitzert durch den verschneiten Wald und bereits nach einer guten
Stunde
ab Parkplatz beim Hof Grund (1350m) bietet die Filzmoosalm (1710m)
einen
schönen Platz für ein erweitertes Frühstück. Einige Gruppen
einheimischer und
bayerischer Tourengeher haben uns ein- und überholt – das
Filzmooshörndl
(2189m) ist die beliebteste Skitour des Tales. Zu recht! – durch
lichten Wald
steigen wir auf weitläufige Hochböden und dann zum Finale über den
teils
abgeblasenen Grat zum Gipfel. Der Blick schweift weitum über das Tal
und bis
hinaus zu Großglockner, Hochkönig und Dachstein, ganz besonders aber
zur weißen
Steilflanke am Frauenkogel auf der anderen Talseite. Bei Lawinenstufe 3
scheinen uns die dortigen ersten Wedelspuren zwar verführerisch aber
riskant.
Auch die Direktabfahrt von unserem Gipfel zur Filzmoosalm über die
Nordostflanke sollte nur bei sicheren Verhältnissen unternommen werden
– es hat
hier vor wenigen Jahren eine tödlichen Lawinenunfall gegeben. An der
Alm
schnallen wir die Felle nochmals auf und steigen über weitläufige Hänge
wieder
zum Losbichl (1984m) auf. Schöne Pulverschneehänge auf Lichtungen und
eine
Forststraße bringen uns wieder rasch hinunter zum Parkplatz.
Mureck –
zwischen
Hohen und Niederen Tauern
Am nächsten Tal
fahren wir bis zum Weiler Stockham (1045m) im Talschluss des
Großarltales. Ein
arg ruppiger Waldweg und die unten noch geringe Schneelage zwingen uns
einige
Male zum Abschnallen. Die Kreealm (1483m) ist im Sommer bewirtschaftet
aber –
noch? – nicht durch einen Fahrweg erschlossen (welchen der bequeme
Skitourengeher
hier gar nicht verachten würde...) Steil und schattig folgen wir einer
Spur
durch den Hochwald. Ein Einheimischer mit zwei Hunden als Begleitung
überholt
uns, sonst bleiben wir auf dieser Seite des Berges heute allein.
Oberhalb der
Waldstufe müssen wir uns entscheiden: die Mehrzahl von uns erliegt dem
Verlangen nach Sonnenstrahlen und kommt beim weiteren Anstieg zum
Murtörl
(2260m) ordentlich ins Schwitzen. Von den Edelweiß, die im Sommer hier
zuhauf
blühen, haben wir heute natürlich nichts. Das Murtörl bildet die
offizielle
Grenze zwischen den Hohen Tauern (Ankogelgruppe) und den Niederen
Tauern
(Radstädter Tauern). Nur noch 150 Höhenmeter trennen uns vom
Gipfelkreuz auf
dem Kleinen Mureck (2402m). Inmitten der weiten Aussicht fällt wieder
die
steile Flanke des Frauenkogels auf – nun schon mit deutlich mehr Spuren.
Nach sonniger Abfahrt
treffen wir den Rest unserer Gruppe, welche die Schattenhänge
vorgezogen hat
aber ungeplant dabei sogar bis auf das Große Mureck (2475m) kam. Hier
ist eben
noch nicht jeder Berg in einem Führer beschrieben! Wie sie so die
Pulverhänge
herabwedeln, verlockt einige, nochmals die Felle anzuschnallen, um die
Traumhänge nicht auszulassen.
Frauenkogel – die
beste Abfahrt
Mit reduzierter
Besetzung gehen wir am Abschlusstag den Frauenkogel an. 1200m
Steilaufstieg
sind eben nicht Jedermanns Sache – mit dem Kreuzeck finden auch die
"Gemäßigteren" noch ein lohnendes Skitourenziel. Winterwanderungen,
das besagte Pistengebiet in Großarl und - bei besserer Schneelage im
Talboden -
eine 30km lange Loipe sind die Alternativen. Bei nun nur noch mäßiger
Lawinengefahr dürfen wir die beste Abfahrt des Tales aber keinesfalls
auslassen. Bis ins Toferer Tal führt noch bequem eine Forststraße
(befahrbar
bis Hof Hinterfeld, 1240m), dann aber weisen die Spitzkehren der
Vorgänger
kompromisslos über den im oberen Bereich nur wenig gegliederten
Riesenhang und
entlang des verwechteten Grates, der überraschend beim Gipfelkreuz auf
einer
ebenen, aperen und völlig mit Schafmist bedeckten Wiese endet. Noch
einmal ein
Blick über die Hohen Tauern, dann stürzen wir uns – schön einzeln – in
die
ideal geneigte Ostflanke. Im Bereich der Ebenalm hat sich die weiße
Unterlage
dann in Bruchharsch verwandelt – da sind wir froh um einen Forstweg,
der uns in
weitem Bogen wieder sanft ins Tal geleitet.
Die
Tourenmöglichkeiten des Gebiets sind damit noch bei weitem nicht
ausgeschöpft –
Grund genug einmal wieder zu kommen.
|
Info:
Anfahrt: über München – Salzburg – Bischofshofen –
St. Johann im
Pongau
Karte: AV-Karte 1:50000 Nr. 45/1 Niedere Tauern 1
(leider nicht
mit Skirouten erhältlich)
Führer: Sepp Brandl, Rother Skiführer
"Dachstein-Tauern",
Bergverlag Rother 2005; Skitourenführer Großarltal, erhältlich beim
Tourismusverband Großarltal, A - 5611 Großarl
Links:
www.grossarltal.at - dort
gibt es auch einige Tourenbeschreibungen
|
Home
| Album