Hochwinter im Großarltal

(Bericht für "SchwabenAlpin", die Mitteilungen der DAV Sektion Schwaben, Heft 1/2006)

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Das Großarltal im Bezirk Pongau des Salzburger Landes ist noch ein stilles Tal geblieben. Es ist das östliche Nachbartal des ungleich bekannteren Gasteiner Tals. Im Sommer hat es sich als "Tal der Almen" einen Namen gemacht, weil es hier noch so viele bewirtschaftete Almen gibt wie im Ötztal AV-Hütten. Wir aber wollen mit einer Ausfahrt unserer Tourengruppe die Skitourenmöglichkeiten testen. Pistenskilauf gibt es nur im Hauptort Großarl, der mit Dorfgastein im Nachbartal durch eine Skischaukel verbunden ist. Ansonsten ist das ganze Tal "liftfrei" und weiter talein beginnt hinter Hüttschlag – der zweiten Gemeinde - bereits der Nationalpark Hohe Tauern.

Ein nebliger Tag und frisch gefallener Neuschnee begrüßt uns nach der Anreise. Voller Tatendrang starten wir direkt von unserem Quartier im vorderen Teil des Tales, verzetteln uns aber auf den Forststraßen und steigen etwas ungeplant zur Saukaram (1820m), die bewirtschaftet ist, weil der Forstweg als Rodelbahn dient. Im Bereich der Waldstufe bei noch geringer Schneelage ist der Schlitten das bessere Fortbewegungsmittel, merken wir bald.
Die Ausgangspunkte der üblichen Skitouren liegen etwas verstreut und erfordern eine Anfahrt mit Privat-Pkw – und zur Winterzeit meist den Gebrauch von Schneeketten.


Filzmooshörndl – die Paradetour

So halten wir es am nächsten Morgen und starten im Talschluss des Ellmautals, des größten Seitentales, welches ab Großarl nach Osten in die Radstädter Tauern leitet. Die Sonne glitzert durch den verschneiten Wald und bereits nach einer guten Stunde ab Parkplatz beim Hof Grund (1350m) bietet die Filzmoosalm (1710m) einen schönen Platz für ein erweitertes Frühstück. Einige Gruppen einheimischer und bayerischer Tourengeher haben uns ein- und überholt – das Filzmooshörndl (2189m) ist die beliebteste Skitour des Tales. Zu recht! – durch lichten Wald steigen wir auf weitläufige Hochböden und dann zum Finale über den teils abgeblasenen Grat zum Gipfel. Der Blick schweift weitum über das Tal und bis hinaus zu Großglockner, Hochkönig und Dachstein, ganz besonders aber zur weißen Steilflanke am Frauenkogel auf der anderen Talseite. Bei Lawinenstufe 3 scheinen uns die dortigen ersten Wedelspuren zwar verführerisch aber riskant. Auch die Direktabfahrt von unserem Gipfel zur Filzmoosalm über die Nordostflanke sollte nur bei sicheren Verhältnissen unternommen werden – es hat hier vor wenigen Jahren eine tödlichen Lawinenunfall gegeben. An der Alm schnallen wir die Felle nochmals auf und steigen über weitläufige Hänge wieder zum Losbichl (1984m) auf. Schöne Pulverschneehänge auf Lichtungen und eine Forststraße bringen uns wieder rasch hinunter zum Parkplatz.


Mureck – zwischen Hohen und Niederen Tauern

Am nächsten Tal fahren wir bis zum Weiler Stockham (1045m) im Talschluss des Großarltales. Ein arg ruppiger Waldweg und die unten noch geringe Schneelage zwingen uns einige Male zum Abschnallen. Die Kreealm (1483m) ist im Sommer bewirtschaftet aber – noch? – nicht durch einen Fahrweg erschlossen (welchen der bequeme Skitourengeher hier gar nicht verachten würde...) Steil und schattig folgen wir einer Spur durch den Hochwald. Ein Einheimischer mit zwei Hunden als Begleitung überholt uns, sonst bleiben wir auf dieser Seite des Berges heute allein. Oberhalb der Waldstufe müssen wir uns entscheiden: die Mehrzahl von uns erliegt dem Verlangen nach Sonnenstrahlen und kommt beim weiteren Anstieg zum Murtörl (2260m) ordentlich ins Schwitzen. Von den Edelweiß, die im Sommer hier zuhauf blühen, haben wir heute natürlich nichts. Das Murtörl bildet die offizielle Grenze zwischen den Hohen Tauern (Ankogelgruppe) und den Niederen Tauern (Radstädter Tauern). Nur noch 150 Höhenmeter trennen uns vom Gipfelkreuz auf dem Kleinen Mureck (2402m). Inmitten der weiten Aussicht fällt wieder die steile Flanke des Frauenkogels auf – nun schon mit deutlich mehr Spuren.

Nach sonniger Abfahrt treffen wir den Rest unserer Gruppe, welche die Schattenhänge vorgezogen hat aber ungeplant dabei sogar bis auf das Große Mureck (2475m) kam. Hier ist eben noch nicht jeder Berg in einem Führer beschrieben! Wie sie so die Pulverhänge herabwedeln, verlockt einige, nochmals die Felle anzuschnallen, um die Traumhänge nicht auszulassen.


Frauenkogel – die beste Abfahrt

Mit reduzierter Besetzung gehen wir am Abschlusstag den Frauenkogel an. 1200m Steilaufstieg sind eben nicht Jedermanns Sache – mit dem Kreuzeck finden auch die "Gemäßigteren" noch ein lohnendes Skitourenziel. Winterwanderungen, das besagte Pistengebiet in Großarl und - bei besserer Schneelage im Talboden - eine 30km lange Loipe sind die Alternativen. Bei nun nur noch mäßiger Lawinengefahr dürfen wir die beste Abfahrt des Tales aber keinesfalls auslassen. Bis ins Toferer Tal führt noch bequem eine Forststraße (befahrbar bis Hof Hinterfeld, 1240m), dann aber weisen die Spitzkehren der Vorgänger kompromisslos über den im oberen Bereich nur wenig gegliederten Riesenhang und entlang des verwechteten Grates, der überraschend beim Gipfelkreuz auf einer ebenen, aperen und völlig mit Schafmist bedeckten Wiese endet. Noch einmal ein Blick über die Hohen Tauern, dann stürzen wir uns – schön einzeln – in die ideal geneigte Ostflanke. Im Bereich der Ebenalm hat sich die weiße Unterlage dann in Bruchharsch verwandelt – da sind wir froh um einen Forstweg, der uns in weitem Bogen wieder sanft ins Tal geleitet.

Die Tourenmöglichkeiten des Gebiets sind damit noch bei weitem nicht ausgeschöpft – Grund genug einmal wieder zu kommen.

 

karte_grossarltal

Info:

Anfahrt: über München – Salzburg – Bischofshofen – St. Johann im Pongau

Karte: AV-Karte 1:50000 Nr. 45/1 Niedere Tauern 1 (leider nicht mit Skirouten erhältlich)

Führer: Sepp Brandl, Rother Skiführer "Dachstein-Tauern", Bergverlag Rother 2005; Skitourenführer Großarltal, erhältlich beim Tourismusverband Großarltal, A - 5611 Großarl

Links:

www.grossarltal.at -
dort gibt es auch einige Tourenbeschreibungen



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